Die Leidenden der letzten Tage

Das Schuljahr geht zur Neige, und bei Lehrern und Schülern ist ein allmähliches Ermatten festzustellen. Dabei müsste das gar nicht unbedingt sein. Aber schauen wir uns zuerst mal an, wie die letzten Tage und Wochen vor den Sommerferien bei mir an der Schule organisiert sind (rückwärts von den Ferien ausgehend):

29.7.     Letzter Schultag, Gottesdienst, Zeugnisausgabe
28.7.     „Regulärer“ Unterricht nach Kurzstundenplan, Nachmittagsunterricht entfällt

25.7.    Spendenlauf (kein Unterricht)
24.7.    Sportfest (kein Unterricht)
23.7.     Regulärer Unterricht
22.7.    Regulärer Unterricht
21.7.    Wandertag

18.7.    Projekttag
17.7.    Projekttag
16.7.    Projekttag
15.7.    Regulärer Unterricht nach Kurzstundenplan, kein Nachmittag (Konferenz)
14.7.    Regulärer Unterricht nach Kurzstundenplan, kein Nachmittag (Konferenzen)

In den letzten knapp zweieinhalb Wochen Schule finden also ganze zwei Tage voller Unterricht statt und drei Tage mit Kurzstunden ohne Nachmittag (Kurzstunde: 30 statt 45 Minuten mit verkürzten Pausen, de facto ist da kaum Unterricht möglich, weil eh alle ständig zu spät sind). Wie soll man nun z.B. am 22.7. Schüler zu Unterricht oder zumindest einer halbwegs sinnvollen Tätigkeit motivieren, wenn diese gerade vier Tage Anderes gemacht haben und völlig aus jedem Rhythmus raus sind? Vom gänzlich isoliert stehenden vorletzten Schultag ganz zu schweigen! Mehr als frühstücken und Filme ansehen ist da nun wirklich nicht drin.

Den Schülern kann man es an den Unterrichts-Tagen übrigens auch nicht Recht machen: Hält man mehr oder weniger ordentlichen Unterricht ab, beschweren sie sich darüber, dass man kurz vor Schluss noch so viel von ihnen verlangt (und beim Herrn Sowieso haben wir doch auch einen Film geschaut!), läuft man zur Film- und Frühstücksfraktion über, fragen sich die jungen Damen und Herren (zu Recht!), wieso sie für den albernen Kram – mitunter vier Filme am Tag – überhaupt in die Schule kommen sollen. Sie hätten ja wirklich besseres zu tun. Und das kann ich ihnen auch wirklich nicht verübeln.

Mir stellt sich da die Frage, warum man nicht alle „echten“ Unterrichtstage nach vorne zieht und dann – etwas konzentrierter – die übrigen Aktivitäten en bloc in die letzte ganze Woche vor den Ferien legt. Da hätte man dann auch genug Zeit, nachmittags die Konferenzen abzuhalten und müsste so nicht schon bereits Anfang Juli, also geschlagene dreieinhalb Wochen vor den Zeugnissen, den Notenschluss setzen. Diese „nicht-unterrichtlichen“ Geschichten (Sport, Projekte, etc.) haben ja durchaus ihre Daseinsberechtigung. Würde man sie so vom restlichen Unterricht „entkoppeln“, wäre es auch duchaus möglich, dass sich die Schüler noch mehr darauf einlassen, da sie den Kopf vom normalen Stoff frei haben.

Dann am Ende ein Tag mit Zeugnisvergabe und ab in die Ferien.