Von den Nachteilen des immer und überall verfügbaren Contents
Als ich so alt war wie mein Sohn jetzt ist, hatten wir nur drei Fernsehprogramme. Wir hatten keinen Videorekorder, es gab noch keine DVDs und Festplattenrekorder und Internet mit YouTube und Co. gab es schon gar nicht. Man musste also ansehen, was gerade im Fernsehn lief. Und wenn die Lieblingssendung nur einmal pro Tag, oder einmal in der Woche, oder sogar nur einmal im Monat kam, dann war das eben so. Ich bin mir relativ sicher, dass es daher für meine Eltern sehr viel einfacher war, meinen (kindlichen) Medienkonsum zu steuern bzw. einzuschränken. Wenn etwas nicht kam, kam es nicht, und wenn etwas nicht angeschaut werden sollte, „kam“ es eben auch nicht. Kindergartenkinder sind im Lesen von Fernsehzeitschriften noch nicht so gut… (jedenfalls war ich es nicht). Das änderte sich dann irgendwann in der Schulzeit sicherlich, aber zumindest anfangs dürfte es doch so geklappt haben.
Mein Sohn hingegen – obwohl er abgesehen von einzelnen Spielen der Fußball-WM und YouTube-Videos in homöopathischen Dosen nie Fernsehn schaut – weiß schon ziemlich genau, dass an Papas „pjuter“ so ziemlich alles und jedes zu jeder gewünschten Zeit verfügbar ist. Die Erklärung, dass man jetzt gerade leider kein Pumuckl-Intro anschauen könne, weil das jetzt nicht käme, zog jedenfalls kein bisschen. Natürlich bleibe ich dabei, dass jetzt kein Pumuckl geschaut wird, muss das aber letztlich autoritär bestimmen, ohne dass ich mich auf die ungünstige Programmplanung im Fernsehn herausreden kann.
Ich will jetzt nicht darüber jammern, dass man als Eltern auch einmal unbeliebte Entscheidungen treffen muss, sondern nur auf diesen Aspekt der allgegenwärtigen Verfügbarkeit medialer Inhalte hinweisen. Was ich (gerade wegen unseres Sohnes und seines Schlafrhythmusses) so schätze, nämlich die Tatsache, dass ich die Fernsehsendung von gestern Abend oder die neuste Folge Homeland oder House of Cards jederzeit schauen kann, und nicht nur dann, wenn es den Werbetreibenden gerade ins Konzept passt, verkehrt sich ins Gegenteil, sobald auch mein Sprössling weiß, dass er theoretisch immer alles anschauen kann.