NPD im mecklenburgischen Landtag

Was ist denn da passiert?! Ich muss schon sagen, ich war schon etwas geschockt, als ich gestern abend vorm Arbeiten noch schnell einen Blick auf den Fernseher geworfen habe. Die 18 Uhr-Prognose war dort zu sehen, und die weissagte für die NPD ein Ergebnis von gut 6%.

Noch mulmiger wurde mir, als ich dann abends um elf, nach dem Arbeiten, ins Internet geschaut habe und dort dann die Zahl 7,3% sah (vorläufiges amtliches Endergebnis). Nach Sachsen und Brandenburg nun noch ein drittes Bundesland mit rechtsradikalen im Parlament. Klar, 7% waren prognostiziert worden, aber dass es dann doch so kommt…

Den Vogel für mich persönlich abgeschossen hat dann aber die Zeitung heute morgen, genauer gesagt die Süddeutsche.
Mit Ausnahme eines Kommentars von Heribert Prantl, der mir sehr gut gefallen hat, schien der Tenor folgender zu sein: Ist ja schon schlimm, dass die NPD im Landtag ist, vor allem weil sie sich zunehmends mit (gewalttätigen) rechtsradikalen Bündnissen und Mannschaften zusammenschließt, aber eigentlich sind die ja viel zu verschieden und werden sicher bald wieder zerfallen.

BITTE??? Also ein wenig mehr Engagement, eine etwas heftiger ausfallende Reaktion hätte ich dann doch erwartet, erhofft, gewollt! Ich denke, mit „Naja, schon schlimm, aber das wird schon wieder“ fährt man hier ein wenig auf dem falschen Gleis.

Da ich ja leider politisch völlig ungebildet bin, kann und will ich hier keine große Analyse anstellen. Dennoch stelle ich mir natürlich die Frage, warum die NPD so viele Stimmen bekommen hat. Meine Vermutung – auch aus meiner eigenen Erfahrung beim Wählen heraus – ist, dass die großen Parteien den Menschen schlicht und ergreifend keine Perspektive mehr bieten. Was passiert denn in der Politik? Irgendwie nicht wirklich viel. Die hochgeschätzte große Koalition verschiebt die Probleme hin und her und die Schuld auf den jeweils anderen, wirklich wichtige Sachen werden aber in der nötigen Radikalität nicht angepackt – man könnte sich ja beim Wähler unbeliebt machen. Anscheinend ist das Gegenteil der Fall, sonst wären die Verluste gestern ja nicht so groß ausgefallen (in Berlin bei den einen, in Mecklenburg bei den anderen), und die Menschen würden nicht den Radikalen am Rand in die durch Schlägereien und Fahneschwenken trainierten Arme laufen.

Vielleicht sollten Union und SPD einmal mehr Mut beweisen und auch unbequeme Sachen schnell und schmerzhaft über die Bühne bringen, anstatt sich immer auf einen in der Sache völlig zerredeten Konsens zu einigen.