Theater! Theater!

Ich hatte in der letzten Woche das Vergnügen, gleich zweimal ins Theater zu gehen. Bei Kartenpreisen von ca. acht statt 30 Euro müsste ich, solang ich noch Student bin, aber eigentlich noch öfter gehen… Wie auch immer.

Letzten Freitag war ich in den Münchner Kammerspielen und sah dort Shakespeares „Troilus und Cressida“, ein (da es sich weder eindeutig den Tragödien, noch den Komödien oder Historien zuordnen lässt) relativ unbekanntes Stück, welches aber durchaus sehenswert ist. Die Handlung spielt im Trojanischen Krieg, es geht um den Sohn des Königs Priamos, Troilus, und seine Angebetete, Cressida, deren Vater auf Grund des drohenden Untergangs der Stadt zu den Griechen übergelaufen ist. Die beiden finden zueinander, aber kurz darauf beschließen die beiden kämpfenden Parteien einen Austausch: Cressida soll zu ihrem Vater ins griechische Lager, dafür lassen die Griechen einen gefangen genommenen Trojaner frei. Dort bandelt Cressida trotz vorheriger Treueschwüre mit einem Griechen an und die Tragödie nimmt ihren Lauf. Die Geschichte ist übrigens nicht Teil von Homers Ilias, sie wurde vielmehr im Mittelalter hinzuerfunden und fand vor allem in England, das sich ja in einem Gründungsmythos als Nachfolger Trojas und London als „New Troye“ sieht, große Popularität. Berühmtheit erlangte dann Geoffrey Chaucers „Troilus and Criseyde“, worauf sich Shakespeare bei seinem Stück unter anderem stützte.

Die Inszenierung der Kammerspiele war – wie heute fast schon üblich – sehr minimalistisch gestaltet, was Bühnenbild und Kostümierung betrifft. Die (deutsche) Sprache wurde in weiten Teilen modernisiert, insbesondere im Lager der Griechen schwadroniert Ulysses länger über Kriege als Mittel zur Sicherung von Ressourcen und Besetzung militärisch-taktisch wertvoller Meerpassagen, womit auch gleich ein Bezug des Stückes zur heutigen Zeit hergestellt war. Die Szenen von Troilus und Cressida hingegen waren weniger stark modernisiert und richteten sich – so nehme ich mal an, da ich sie nicht genau kenne – nach der Schlegel-Übersetzung. Der klare Fokus der Inszenierung lag auf den Szenen im griechischen Lager, sie waren deutlich in der Überzahl und die Liebe der beiden Protagonisten blieb stets bloß ein zartes Geplänkel am Rande, welches die Kriegshandlung jedoch, und hierin scheinen die Kammerspiele der Vorlage zu folgen, stets unterbrach und so zu einem spannenden Abwechseln der beiden Handlungsstränge führte. Gegen Ende gewann das zunächst munter-lustig bis verzweifelt- und dann glücklich-verliebte Stück dann enorm an Intensität und Energie und gipfelte in einer fast statischen Schlussszene, die trotz kaum vorhandener Bewegung eine unglaubliche Brutalität und Kraft ausstrahlte. Überhaupt lässt sich die gesamte Darstellung als „intensiv“ bezeichnen, mir war in keiner Minute langweilig und ich habe einen fantastischen, unterhaltsamen und sehr beeindruckenden Abend erlebt.

Durch diese positive Erfahrung animiert bin ich dann vergangenen Mittwoch im Residenztheater gewesen, wo das Staatsschauspiel „Romeo und Julia“, ebenfalls natürlich Shakespeare, aufgeführt hat. Die Geschichte kann ich mir glaube ich sparen, die kennt nun wirklich jeder. Auch in dieser wiederum schlicht kostümierten Inszenierung (die allerdings mit einer fantastisch flexiblen Bühne und diversen Licht- und Soundeffekten aufwarten konnte) wurden wieder viele Dialoge der Nebenpersonen modernisiert, die Gespräche zwischen Romeo und Julia hingegen tendierten eher zu einer älteren Sprache. Während mich bei „Troilus und Cressida“ vor allem die Leistungen der Darsteller bei den Nebenfiguren faszinierte (allen voran begeisterte der Ulysses), hat mich hier insbesondere die Darstellung von Julia und Romeo begeistert. Interessant war die Darstellung des Liebespaares als frisch verliebte „Teenager“, etwas überdreht und hibbelig, dabei recht (unfreiwillig?) komisch, wenngleich die Balkonszene hart an der Grenze zum Klamauk war. Alles in allem war ich von diesem Stück weniger stark fasziniert und gefesselt als von Troilus und Cressida, dennoch hat es mir wirklich gut gefallen. WTB Abonnement… ;-)

PS: Einen zweiten Frühling scheint die Ukulele im Theater zu erleben. In beiden Stücken gab es mindestens eine Szene in der eine Ukulele rausgekramt wurde und jemand anfing, damit zu klampfen. Auf jeden Fall hochamüsant.